RomeDigs Reyes: Vorreiter im Streaming-Business mit dem V-160HD Fotos: Christian Delfino Rommel “RomeDigs” Reyes ist immer in Bewegung. Wer sich mit ihm unterhält, wird automatisch von seiner unbändigen Energie angesteckt. Seine Leidenschaft für Audio und Video bestimmt nahezu jeden Aspekt in seinem Leben. Ob er ein Videosystem in einer Location installiert oder bei großen Outdoor-Events am Video-Switcher sitzt – hinter jeder von Reyes' Entscheidungen steht seine Passion für die AV-Welt. Früher arbeitete der in der Bay Area ansässige US-Amerikaner für KMEL Radio und Apple. Heute zeichnet er als Executive Producer und Technical Director für die bahnbrechende Streaming-Plattform Stagelt verantwortlich. In allen beruflichen Phasen setzte Reyes auf die Switcher von Roland, angefangen mit dem treuen VR-3 bis zum aktuellen V-160HD. Im Interview gibt Reyes Einblick in seine Karriere, die lange Verbundenheit mit Roland sowie seine Erfahrungen mit dem V-160HD in der Praxis. Die Anfänge in der Bay Area Wie begann deiner Karriere in der AV-Branche? Ich bin in San Francisco aufgewachsen und habe zehn Jahre im Silicon Valley gearbeitet. Film und Fernsehen haben mich von Anfang an fasziniert. Ich war das typische Kind, das immer eine Videokamera in der Hand hatte. Damals arbeitete ich als Berater für ein Musiklabel, das ein Tochterunternehmen des größten philippinischen TV-Senderverbunds in den USA war. Wann immer ich konnte, zog es mich in die TV-Abteilungen. Dort saugte ich alles auf, von der Produktion bis zum Schnitt. Das war 2005. Der Blick hinter die Kulissen öffnete mir die Augen. Auf einmal wusste ich, wie alles zusammenhängt und welches Equipment dafür zum Einsatz kam. Ich wagte den Sprung und begann zu recherchieren, wie man ein Programm ausstrahlt, Kameras benutzt und alles zusammenfügt. Es gibt die unterschiedlichsten Bausteine. Was hast du durch deine Arbeit für den legendären Bay Area Hip-Hop-Sender 106.1 KMEL gelernt? Das war zu meiner College-Zeit. Rückblickend war es so etwas wie mein Bootcamp für die Musikindustrie. Ich war der Schatten von Typen wie Sway und machte alles bis hin zum Entgegennehmen von Anrufen. Ich lernte, wie Aufnahmen ausgestrahlt werden, Musik eingereicht wird und wie die Meetings mit den leitenden Angestellten abliefen. Es war eine sehr lehrreiche Zeit, in der ich herausfand, wie man mit der Vermarktung im Radio Dinge auf den Weg bringen kann. Wir produzierten auch die Summer Jam Konzerte. Es war einfach toll zu verstehen, wie Musik im Radio gespielt wird und wie das ganze Marketing damit zusammenhängt. Ich war absolut fasziniert. ▲ Jazzy Jeff’s Playlist Retreat Rome + Roland Du hast eine lange Tradition mit Roland AV-Produkten. Wie hat sich dein Verhältnis zu Roland über die Jahre entwickelt? Bevor ich das Team von Roland kennenlernte, leitete ich einen Internet-TV-Sender. Wir streamten Shows von Montag bis Freitag und ich verwendete dazu einen kleinen Roland VR-3. Das waren die Zeiten vor der kabellosen Ausstrahlung. Es war eine aufregende Zeit und ich nahm den VR-3 überall mit hin. Das Teil war einfach grandios und unkaputtbar. 2015 lernte ich über Jazzy Jeff schließlich das Roland Team kennen. Ich erzählte, wie sehr ich die Produkte liebe und von meiner Tour mit Invisibl Skratch Piklz, auf der ich als technischer Leiter fungierte. Ich kombinierte den VR-4HD mit dem V-1HD und verdoppelte so die Eingänge von vier auf acht. Roland dachte: “Ok, der Typ geht ziemlich kreativ mit seinem Switching-Setup um.” So entstand unsere Zusammenarbeit. Sie stellten den Kontakt zum Tech-Support her und ich nervte die Mitarbeiter nahezu rund um die Uhr. Ich fügte immer mehr Kameras hinzu. Sie wussten, dass ich meine Arbeit liebte, also halfen Sie mir, wo es nur geht. Warum macht das Equipment von Roland für dich so besonders und einzigartig? Alles geht auf die TR-808 zurück. Das war das erste Mal, das ich den Namen Roland hörte. Ich bin Musiker und das Teil war ein Monster – nicht nur auf die Hardware bezogen, sondern vor allem auf die Möglichkeiten. Das war der Standard für jeden Produzenten aus den 70ern und 80ern – und ist es noch heute. Damals dachte ich: “Die Produkte für den Pro-AV-Markt verfolgen mit Sicherheit die gleiche Philosophie. Bis heute verwende ich den VR-4HD als Backup. Er ist mein Fallschirm, meine Lebensversicherung. Neben den großartigen Audioeingängen sind die Videoqualität und das Keying einfach außergewöhnlich. Zudem lässt er sich nahtlos in den Streaming-Workflow integrieren. Ich verwende Roland Pro A/V Equipment in allen Broadcast-Produktionen. Die Bandbreite reicht von Film und TV über Musikevents bis zu Preisverleihungen und Sportübertragungen. ▲ V-160HD beim Stern Grove Festival V-160HD in der Praxis V-160HD in the Field Kannst du beschreiben, welche Aufgaben der V-160HD in deinem aktuellen Setup übernimmt? Der V-160HD ist ein echtes Kraftpaket. Er ist einfach unglaublich und bietet alles, was man braucht: SDI- und HDMI-Eingänge, Spezialeffekte, Sequenzen zur Steuerung der Kameragrafiken. Ein echter Lebensretter für jeden, der damit arbeitet. Sein erster Einsatz war auf dem Stern Grove Festival in San Francisco, insgesamt drei Monate am Stück. Mit dabei waren Thundercat, Joan Jett, die Thievery Corporation. Ich brauchte einen Switcher, der mit acht Quellen umgehen kann, sowohl SDI als auch HDMI. Ausgangsseitig ging es auf eine LED-Wand, auf der das Bühnengeschehen gezeigt wird. Parallel streamten wir live über das Internet und nutzten zudem Grafiken und Titeleinblendungen. Erzähle uns etwas zum AV-Setup beim Stern Grove Festival sowie den Herausforderungen, bei denen dir der V-160HD geholfen hat. Dank der SDI- und HDMI-Eingänge kommt es seltener zu Kamerafehlern, denn ich brauche keine Wandler und Adapter mehr. Es ist wie ein Homerun von der Kamera direkt in den Switcher. Zudem kann ich mit Titeleinblendungen arbeiten, diese abspeichern und jederzeit abrufen. Einfach fantastisch. Das Festival hat mehr als 10.000 Zuschauer. Zudem gibt es ein Livestream-Publikum, das zwischen 2.000 und 4.000 Zuschauern schwankt. Je nach Publikum gibt es unterschiedliche Werbespots von anderen Marken. ▲ Stern Grove Festival Geschäftiges Treiben und mehr Du hast diverse Projekte am Laufen, darunter Stagelt, eine bahnbrechende Livestreaming-Plattform. Hast du einen Tipp, wie man diese Art des Multitaskings hinbekommt? Alles aufschreiben. Als ich noch im Silicon Valley arbeitete, war ich Teil des Teams, das Steve Jobs einführte, als er erneut CEO von Apple wurde. Das Team musste auf den Punkt arbeiten, also lernte ich unternehmerische Fähigkeiten, denn man durfte keinen Fehler machen. Es geht immer um das Zeitmanagement. Ich lernte die 7 Wege zur Effektivität von Stephen Covey kennen. Ich betrachte alles vom Ende her und nehme darauf aufbauend die Priorisierung vor. Es mag merkwürdig klingen, aber ich höre mir jeden Morgen Motivationsreden an. Das hilft mir, das nötige Mindset aus Kreativität, Umsetzung und Durchsetzungsstärke zu etablieren. Ich möchte noch viel erreichen. ▲ Stern Grove Festival Stagelt installiert Videoysteme in Konzert-Locations, um diese fit für “hybrid” zu machen. Wie hat sich das Business über die Jahre entwickelt? Bei mir drehte sich schon immer alles um Broadcasting und Livestreaming. Vor Jahren hatte ich die Idee eines Orts, an dem Menschen ihre eigenen Inhalte produzieren konnten, ohne von TV-Sendern beeinflusst zu werden. Von Konzerten über Varieté-Shows bis zu Lifestyle-Formaten. Als der CEO Stephen White Stagelt übernahm, brachte er ein neues Team mit, welches das Business auf eine komplett neue Stufe hob. Wir sahen den Bedarf bereits vor Corona und wussten, dass wir bereit sein müssen, wenn es richtig losgeht. Also erstellten wir ein Programm für Event-Locations. Jeder Club und jede Konzert-Location sollte die Möglichkeit haben, Inhalte live zu streamen. Dies gilt heute mehr als je zuvor. Wer sich ausschließlich an ein globales Publikum wendet, übersieht die Zielgruppe, die sich wirklich für Live-Konzerte interessiert. Da die Corona-Situation immer noch ungewiss ist, stellt dies definitiv eine weitere Möglichkeit dar, Geld zu verdienen und Einnahmen zu sichern. Bei StageIt können wir mit Hilfe von Geofencing über einen regionalen Filter festlegen, wer Livestream-Tickets kaufen kann. Auf diese Weise stellen wir sicher, dass der jeweilige Veranstalter seine Tickets nur an “echte” Personen verkauft, die tatsächlich vor Ort sind. Das war unser erstes Projekt, mit dem wir zeigen konnten, dass ein hybrides Modell auch im großen Maßstab funktioniert Beratung und das neue Modell Du hast mit vielen Künstlern gesprochen, um herauszufinden, wie und wann diese wieder live auftreten bzw. weiter online streamen. Welche Trends siehst du? Als der Lockdown kam, wusste zunächst niemand, was zu tun ist. Dies betraf nicht nur kleine Independent-Künstler. Wir sprechen hier über Veteranen, Grammy-Gewinner und Hall-of-Fame-Künstler. Als wir mit der Beratertätigkeit anfingen, telefonierten wir mit zahllosen Agenturen und Künstlern. Keiner von ihnen hatte zuvor auch nur daran gedacht, kostenpflichtige Livestreams zu produzieren. Wir zeigten ihnen, wie sie mit einfachen Mitteln einen Livestream erzeugen konnten – mit USB-Kameras, OBS und einem GO:MIXER PRO. Auf Stagelt braucht man lediglich seine die Kamera und das interne Mikrofon des Laptops. Beim nächsten Mal erfährst du, dass die Künstler zum Teil tausende Dollar mit einer einfachen 30-Minuten-Show einnehmen. Dazu müssen sie nicht einmal ihr Zuhause verlassen und haben zudem die volle kreative und finanzielle Kontrolle. Schon bald streamten sie jede Woche live und etablierten so ein tragfähiges Modell, um auch während des Lockdowns Geld zu verdienen. Beide Seiten waren begeistert – die Künstler und das Publikum. Mit der Rückkehr der Live-Konzerte bricht eine arbeitsreiche Zeit an. Wie siehst du die unmittelbare Zukunft und worauf sollten sich Künstler und Produzenten fokussieren? Wir integrieren noch mehr Locations. Es gibt ein neues Modell. Zudem wartet ein globales Publikum darauf, Shows anzuschauen. Da draußen gibt es richtige Fangruppierungen, nicht nur in den USA. Stagelt ist in 135 Ländern verfügbar. Die Menschen möchten außergewöhnliche Kunst sehen und ihren Lieblingsbands folgen. Ich würde mich nicht auf die Tickets für 70 bis 120 Dollar konzentrieren, sondern auf die günstigen 5-Dollar-Tickets, dafür jedoch mit 20.000 Menschen im Livestream. ▲ Stern Grove Festival Das Leben in AV Was sind die besonders angenehmen Aspekte der AV-Branche? Ich habe immer den besten Platz im Saal. Zudem hatte ich das Glück, mit einigen einzigartigen Künstlern zusammenzuarbeiten – von Stevie Wonder bis hin zu aufstrebenden Künstlern und Produzenten, von denen die meisten noch nie gehört haben. Ich erlebe alles hautnah und unverfälscht, beim Soundcheck und während der Performance. Ich sehe die Künstler live auf der Bühne und nehme die Perspektive des Publikums ein, um gemeinsam mit dem Lichttechniker, dem Tontechniker und allen anderen Beteiligten eine fantastische Zeit zu ermöglichen. Diese Künstler können das Leben von Menschen besser machen – ganz egal, durch welche Täler sie gerade gehen. Alle halten sich gemeinsam in einem Raum auf, zur gleichen Zeit und fühlen das Gleiche. Das ist die Magie. Ich bin regelrecht süchtig danach.