Roland Video-Equipment: Auf der Höhe der Zeit seit 25 Jahren

Von den ersten Produkten bis zum 4K HDR Multi-Format-Video-Switcher V-600UHD – Roland macht immer den nächsten Schritt.

Das japanische Unternehmen Roland ist ein weltweit führender Hersteller elektronischer Musikinstrumente. Während die meisten Instrumentenhersteller ihren Ursprung im akustischen Instrumentenbau haben, fokussierte sich Roland von Beginn an auf die Entwicklung elektronischer Instrumente und verfügt über eine lange Synthesizer-Historie.

Was viele nicht wissen: Roland produziert auch Video-Produkte für den professionellen Business-Einsatz. Bei der gewerblichen Nutzung denken die meisten sofort an Broadcast-Equipment. Obwohl das klassische Broadcasting bei Roland nicht das Hauptgeschäftsfeld bildet, hat sich das Unternehmen einen einzigartigen Stellenwert im Bereich der Musikevents und im Web-Broadcasting erarbeitet.

Während meines Besuchs des Roland Hamamatsu Research Institutes in Kita-ku, Hamamatsu City habe ich viel über die aktuellen Roland Video-Equipment-Projekte herausgefunden – darunter den weltweit ersten Versuch, HDR auf einem Video-Switcher in SDR zu konvertieren.

Roland Hamamatsu Research Institute with a look at Lake Hamana

▲ ︎Roland Hamamatsu Research Institute mit Blick auf den Hamana-See


Mr. Takamitsu Shimizu, Executive Officer im Roland RPG 1st Development Department, Yoshihide Kasai und Yoshinobu Tatsui leiten die einzelnen Abteilungen des Departments. Wir haben mit ihnen gesprochen.

Takamitsu Shimizu, Yoshihide Kasai, and Yoshinobu Tatsui of Roland

▲ ︎v.r.n.l.: Takamitsu Shimizu, Yoshihide Kasai und Yoshinobu Tatsui von Roland

Die Ursprünge des Roland Video Equipments

Am Anfang produzierte Roland ausschließlich elektronische Musikinstrumente. Wie kam es zur Entwicklung des ersten Video-Equipments?

Shimizu: Ich war zunächst für Audio-Produkte zuständig, darunter Mischpulte für DJs. Um die Jahrtausendwende wurde dann das VJing immer größer. Bereits 1994 brachten wir das erste Produkt mit Video-Bezug auf den Markt – ein Video-Editing-System namens "Video-kun Editing Studio". Schon damals überlegte ich, wie ich daraus etwas für VJs ableiten konnte. Dies war der erste Anstoß für die Video-Sparte.

Shimizu, who leads Roland's video products busines

▲ ︎Mr. Shimizu, Leiter des Roland Video-Produktbereichs

Das ergibt Sinn. Am Anfang stand die Musik und inspirierte das Bild. Ich glaube, das erste Videoprodukt aus dem Hause Roland war der V-4 aus dem Jahr 2002. An wen richtete sich der V-4 im Speziellen?

Shimizu: Uns war bewusst, dass VJing immer beliebter wurde, doch wir hatten keine Ahnung, wie die Szene funktionierte. Mit dem V-4 wollten wir es herausfinden. Zur damaligen Zeit entwickelten wir ausschließlich Musikinstrumente und hatten keine Händler für Videoprodukte. Also brauchten wir einen Ort, an dem wir eine VJ-Lösung möglichst zielgerichtet verkaufen konnten.

V-4 was Roland's first hit with video equipment

▲ ︎Der V-4 – das erste Videoprodukt von Roland

Indem ich die Post-Purchase-Daten analysierte, lernte ich Schritt für Schritt etwas über die Kunden aus diesem Bereich. Circa 40 Prozent waren Video-Regisseure, wie zum Beispiel VJs. Mir wurde klar, dass die restlichen 60 Prozent den V-4 als professionelles Werkzeug sahen.

Kasai: In diesem Moment wurde mir klar, dass die meisten Käufer den V-4 genau wie ich einsetzten. Für Interviews nutzte ich ein mobiles Aufnahme-Rack mit einem V-4 darauf. Ich erinnere mich, dass ich den Chroma Key verwendete, um eine temporäre Hintergrundfläche für den Regisseur zu erzeugen. Zu dieser Zeit gab es keine Switcher für 1.000 US-Dollar, also gab es keinen Vergleich. Ich setzte den V-4 für VJs ein. Da der V-4 erschwinglich und kompakt war, kam er zusehends auch im Business-Bereich zum Einsatz.

Mr. Kasai, who develops a number of video products at Roland

▲ ︎Mr. Kasai, der einige Roland Videoprodukte entwickelt

Nun stand die Richtung der Roland Videoprodukte fest und führte direkt in die Gegenwart.

Shimizu: Als Reaktion auf diese Erkenntnis entwickelten wir einen Switcher für Business-Anwendungen: den LVS-400. Im Kern handelte es sich um einen V-4, ausgestattet mit BNC-Anschlüssen. Der LVS-400 war ein einfacher AB-Switcher, doch er markierte den Ausgangspunkt für unsere moderne Business-Ausrichtung. Indem wir den LVS-400 auf den Markt brachten, wechselten wir unsere Zielgruppe.

LVS-400, the first switcher for Professional use

▲ ︎LVS-400, der erste Switcher für den professionellen Einsatz

Im Videobereich ist es besonders schwer herauszufinden, welche Kunden welches Equipment in welchen Produktionen verwenden. Dies gilt insbesondere für Neueinsteiger auf dem Markt. Wie schwierig gestaltete sich die Marktforschung?

Shimizu: Sehr schwierig. Aus diesem Grund konzentrierten wir uns zunächst stärker auf Bereiche, in denen wir uns auskannten, wie zum Beispiel Musikevents. Ich suchte nach Möglichkeiten, die Anwender zu fragen, wie sie unsere Produkte verwenden können. Dies führte schließlich zur PR Video-Presenter-Serie.

Kasai: Zur damaligen Zeit rüsteten die lokalen PA-Shops ihre Video-Sparte immer weiter auf. Wir erkannten diesen Trend und konnten unsere Produkte dort platzieren. Mit der Veröffentlichung des V-4 setzte sich diese Entwicklung weiter fort.

Ich habe gehört, dass Video-Lösungen von Roland häufig in Kirchen in Nordamerika zum Einsatz kommen.

Shimizu: Es waren nicht so viele, dass wir damit direkt einen neuen Markt erschlossen hätten, doch es gab einige Sales-Mitarbeiter in den USA, die in ihren lokalen Kirchengemeinden eingebunden waren. Man kannte sich oder meldete sich freiwillig, um bei der Durchführung von Gottesdiensten zu helfen. Damals führten die Händler auch Audiogeräte in ihrem Video-Vertriebsnetzwerk. Somit gab es einen Vertriebskanal für die Kirchen.

U.S. Churches Are Introducing Roland Products

▲ ︎Kirche in den USA, ausgestattet mit Roland-Equipment

Tatsui: Anhand dieses Beispiels kann man erkennen, dass nahezu jede Art von Live-Veranstaltung ein potenzielles Einsatzgebiet darstellt. Die Anwender sind freiwillige Helfer, kein Profis. Aus diesem Grund konzentrieren wir uns nicht nur auf professionelle Anwendungen.

Tatsui, Development Leader for 4K HDR-Related Products

▲ ︎Tatsui, Entwicklungsleiter für 4K-HDR-Produkte

Die Geburt des VR-5

Der VR-5 wurde im Januar 2011 veröffentlicht und machte die Roland Switcher weltweit auf einen Schlag bekannt. Wie kam es dazu?

Shimizu: Auch hier spielte Nordamerika eine entscheidende Rolle. Der Kirchen-Markt ist riesig und es gibt jede Menge Nachfrage. Den Ausgangspunkt bildete die Überlegung: Wenn Video- und Audiosignale gemeinsam verarbeitet werden, werden sich die Anwender eher für das kompaktere Produkt entscheiden. Am Anfang hatten wir keine wirkliche Vorstellung vom Streaming. Es gab nicht einmal einen Streaming-Ausgang über USB. Letztendlich war ich sehr froh, dass der Streaming-Markt den V-5 so gut angenommen hat. Während der Testphase experimentierten wir mit verschiedenen Ansätzen und unterschiedlichen Funktionen.

VR-5 became an unusual hit product

▲ ︎Der VR-5 wurde unerwartet zu einem großen Hit

Nach dem großen Erdbeben in Japan im März 2011 suchte ich nach mehr Informationen, die über das Angebot der Massenmedien hinausgingen. In dieser Zeit konnte ich erstaunliche Einblicke in unsere Gesellschaft gewinnen. Der VR-5 kam im Januar, nur zwei Monate vor dem Erdbeben, heraus. Dies ist ein gutes Beispiel für eine Ära, in der ich ohne große Mühe der Zeit voraus war. Zur damaligen Zeit kam der VR-5 besonders häufig in Universitätslaboren zum Einsatz. Die Studenten begannen damals, Journalismus anhand von Live-Videos zu erlernen.

Die VR-Serie kombinierte einen Video-Switcher mit einem integrierten Audio-Mixer. Wie entstand diese Idee?

Tatsui: Unser Unternehmensgründer, Herr Ikutaro Kakehashi, liebt Orgeln. Dieses komplexe Instrument wird von einer einzelnen Person gespielt. Was wäre, wenn man ein komplettes Video erzeugen könnte – vergleichbar mit dem Spielen auf einer Tastatur? Davon ausgehend entstand die Idee einer Art Video-Synthesizer.

Wir befassten uns näher mit diesen Ideen und entwickelten, zusätzlich zu den Switchern, die Video-Presenter der PR-Serie und den CG-8 Visual Synthesizer. Es ging darum, Videos zu produzieren und dabei auch die vorhandenen Audiosignale zu integrieren.

Kasai: Zur damaligen Zeit gab es einen Trend zu All-In-One-Lösungen. Parallel experimentierte ich mit dem Mischen von Synthesizern mit zwei Klangquellen.

Shimizu: Zur gleichen Zeit entwickelte unser Gründer eine Dioden-Theorie. Dioden lassen den Strom nur in einer Richtung passieren. Video-Operator können ebenfalls Audiosignale verarbeiten. Gleichzeitig verspürten jedoch auch Audio-Engineers den Wunsch, sich im Video-Bereich weiterzubilden. Doch der Einstieg gestaltete sich schwierig. Es ist wie mit Dioden. Bei der Entwicklung der meisten Video-Produkte wird der Audio-Aspekt nicht mitbedacht. Mr. Kakehashi sagte jedoch immer, dass durch die Audio-Integration neue Anwender angesprochen werden und der Markt sich erweitern wird.

Der VC-300HD und die Akzeptanz der Profis

Darunter befand sich auch der VC-300HD Video-Converter, der 2007 veröffentlicht wurde und einen anderen Produkttyp verkörperte. Dieser bildete die Grundlage für die heute weit verbreiteten Multi-Format-Lösungen. Warum haben Sie damals angefangen, Konverter zu entwickeln?

Shimizu: Am Anfang ging es darum, eine Interface-Lösung zu entwickeln. Bei der PR-Serie konnten wir den praktischen Nutzen für die Anwender von Anfang an sehr gut benennen. Deshalb nahm die Serie einen hohen Stellenwert ein. Gleichzeitig überlegten wir, wie wir einen PR-1000HD mittels einer I/O Breakout-Box aufwerten konnten, so dass dieser nicht nur DVI, sondern auch Component oder SDI ausspielt.

Video Presenter PR-1000HD

▲ ︎Der PR-1000HD Video-Presenter

Wir brauchten eine Lösung, die sich direkt auf dem PR-1000HD platzieren lässt und mit nur einer HE schön kompakt bleibt. Auf diese Weise entstand ein komplett neues, fantastisches Converter-Produkt, das sich letztendlich sogar besser verkaufte als der Presenter.

VC-300HD introduced in large numbers to broadcasters

▲ ︎Der VC-300HD fand im Broadcast-Bereich reißenden Absatz

Kasai: Es gab Modelle mit und ohne SDI. Letztere verkauften sich deutlich besser. Ich erkannte, welchen Stellenwert SDI besitzt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch niemals einen Rundfunksender betreten. Als ich schließlich die Gelegenheit dazu hatte, präsentierte ich den Verantwortlichen vor Ort unsere neuen Produkte.

Vor Roland waren Multi-Format-Konverter extrem teuer. 10.000 US-Dollar waren noch günstig. Anlässlich der Olympischen Spiele 2008 in Peking herrschte eine riesige Nachfrage nach 50 Hz/60 Hz Konvertern, die HD unterstützten. In Peking kam der Konverter mitsamt Prozessverstärker für unterschiedliche Aufgaben zum Einsatz und erwies sich im Setup als überaus wertvoll. Es war einfach die passende Lösung für die damalige Zeit.

Alle modernen Video-Formate abgedeckt

Ab diesem Zeitpunkt unterstützten die Produkte der VR- und V-Serie die Multi-Format-Konvertierung. Ich bin kein Fan davon, jedes neue, vorübergehend aufkommende Format sofort zu verwenden. Viel eher lege ich Wert auf Formate, die sich bereits am Markt etabliert haben. Diese Sichtweise setzt sich mehr und mehr durch.

Der V-600UHD war 2019 seiner Zeit hingegen voraus und unterstützte bereits 4K HDR. Wie passt das zusammen?

Shimizu: Der V-600UHD hat meine Überzeugung nicht beeinflusst. Jeder führende Hersteller muss fortwährend wegweisende Technologien in seine neuesten Lösungen integrieren. Gleichzeitig kennen wir noch die Multi-Format-Produkte der analogen Ära. Es war einfach an der Zeit, den Schritt hin zu 4K zu machen. Es geht dabei immer noch um die Multi-Format-Verarbeitung von Videobildern, nur eben in 4K bzw. HDR. Wir konnten also unserer Devise treuen bleiben.

V-600UHD with different functions as a 4K switcher

▲ ︎Der V-600UHD4K-Switcher bietet einen großen Funktionsumfang

Kasai: In einer Zeit, in der die meisten TV-Modelle für den Heimgebrauch 4K unterstützen, bringen auch wir 4K-kompatible Video-Produkte auf den Markt. Damit sind wir immer noch langsam. Nichtsdestotrotz bietet der V-600UHD Funktionen, die als wegweisend bezeichnet werden können.

Es gibt nicht viele 4K-Lösungen, die derart kompakt sind. Wie unterscheidet ihr euch von den Mitbewerbern?

Kasai: Seit dem VC-300HD steht der Name Roland für Multi-Format-Lösungen. Mit dem Aufkommen von 4K mussten wir darauf reagieren, dass dies nicht die einzige Auflösung ist. Auch der PC-Ausgang, Kamera-Ausgang und SDI-Videoausgang waren Multiformate – jedoch nur, wenn diese gemeinsam verarbeitet werden konnten. Der PC wird in 4K/4:4:4 verarbeitet und lässt sich nicht entfernen. SDI liegt als 12G SDI vor und lässt sich ebenfalls nicht herausnehmen.

Shimizu: Der Grund dafür ist der V-800HD, den wir über einen langen Zeitraum verkauften und der von vielen Anwendern in unterschiedlichsten Umgebungen eingesetzt wurde. Auch bei 4K bleiben die Maße ungefähr gleich, ebenfalls die Kosten für einen Eingangskanal oder ein mittelgroßes Event. Zudem sind die Lösungen skalierbar. Es fühlt sich an, als wäre ich endlich angekommen.

4K kommt im Live-Bereich zum Einsatz und ist ein Multiformat. Dies bedeutet, dass man PC-Signale in jeder Auflösung integrieren und HD-Material hochkonvertieren kann. Es gibt sogar analoges RGB. In welchen Situationen braucht man dies noch?

Tatsui: Es hängt von der Tageszeit ab. Es gibt immer noch viele Anwender, die sich darüber freuen, weiterhin analoge Signale verarbeiten zu können. In vielen Fällen wollen Kunden ihre PCs anschließen, so dass analoges RGB immer noch eine Rolle spielt. Auch bei nicht funktionierenden HDMI-Ausgängen kommt RGB noch zum Einsatz.

Continue to support analog RGB inputs

▲ ︎Analoge RGB-Eingänge werden auch weiterhin unterstützt

Damit fungiert der Switcher als eine Art Auffangkissen für alle Signaltypen und nicht etwa als Ort, an dem das Format als System vereinheitlicht wird. So sieht es aus. Es gibt HLG als HDR, PQ und ich glaube, mich zu erinnern, dass einige davon im Log-Format vorliegen. Werden diese ebenfalls unterstützt?

Tatsui: Ja, der V-600UHD ist sowohl HLG- als auch PQ-kompatibel. Die Eingänge lassen sich mischen, während die Ausgänge als ein einzelnes Systemformat gewählt werden können. PQ wird jedoch nur bis HDR 10 unterstützt. Die Log-Ausgabe ist aktuell noch recht komplex. Da der Eingang jedoch über eine Gamma-Korrektur-Funktion verfügt, wird dies größtenteils akzeptiert. Es ist nicht einfach, Log einwandfrei zu konvertieren.

Kasai: Für diesen Zweck gibt es eigenständige Konverter. Ich empfehle Anwendern, diese zu verwenden.

Der V-600UHD legt den Fokus auf die Konvertierung von HDR zu SDR. Warum soll ich einen HDR-Eingang auf SDR konvertieren?

Tatsui: LED-Displays und Projektoren arbeiten in der Regel mit einer 4K- oder sogar 8K-Auflösung, doch SDR ist immer noch der verbreitete Standard und unterstützt kein HDR.

Kasai: Bei 4KHDR sollen sowohl die Ein- als auch die Ausgänge als ein geschlossenes System fungieren. Ich sehe dies anders. Selbst wenn du nur die Kamera in 4KHDR verwendest, bringt dies viele Vorteile.

Warum sollte ich meine Kamera in ein HDR-Gerät spielen?

Tatsui: Wenn du mit einer SDR-Kamera filmst, wird es immer Szenen geben, wo du unweigerlich mehr Weiß oder Schwarz hinzufügen musst. Bei einer HDR-Kamera hast du direkt Bilder in ausreichender Qualität. Selbst wenn das Signal anschließend nach SDR konvertiert wird, behalten die Bilder ihre grundsätzliche Qualität. Das ist ein großer Vorteil.

Kasai: Du kannst die Kamera sogar innerhalb des gleichen SDR-Bereichs in deinem bevorzugten Bereich verwenden.

DR color gamut does not shoot well if there is a bright LED display behind it

▲ ︎Der SDR-Farbraum verträgt sich nicht besonders gut mit einem hellen LED-Display im Hintergrund

 

High Color Gamut HDR to SDR Conversion Fits Well

▲ ︎Der erweiterte HDR-Farbraum liefert auch nach der SDR-Konvertierung gute Bilder

Derartige Anpassungen erfordern normalerweise zahlreiche Parameter-Einstellungen. In Live-Situationen müssen diese jedoch in Echtzeit vorgenommen werden. Ist ein einzelner Regler hierfür die optimale Lösung?

Tatsui: Wir haben viel experimentiert, um die passenden Kurven zu finden. Vieles lässt sich nicht nur theoretisch festlegen, sondern erfordert simples Trial-and-Error.

Kasai: Unser Ziel war es von Anfang an, HDR und SDR über einen einzelnen Regler zu steuern. Bei der Konvertierung von HDR zu SDR gibt es immer Verluste. Bei der Erstellung der Kurven habe ich mich auf den effektivsten Richter verlassen: meine Augen. Ich habe mich gezwungen, die Anzahl der verwendeten Parameter so gering wie möglich zu halten.

Welche Art von Anpassung wird mittels des Reglers vorgenommen? Das Verbinden und Wechseln mehrerer Gamma-Kurven?

Kasai: Es geht darum, die Tiefenwirkung eines Bildes in SDR zu übertragen. Zunächst heben wir die Qualität an und versuchen dann, diese auch im SDR-Bereich beizubehalten.

Complex transformations are aggregated into just one parameter

▲ ︎Komplexe Anpassungen, vereint in einem einzelnen Parameter

Tatsui: Die Idee, eine Einstellung nur über einen Parameter vorzunehmen, stammt aus der Welt der Musikinstrumente. Vergleichbar mit einem analogen Kompressor, bei dem es verschiedene Parameter gibt. Letztendlich gibt es circa drei Einstellungen, die gut funktionieren. Wir fragten uns, wie wir dieses Prinzip übertragen konnten.

War dies der schwierigste Part während der Produktentwicklung?

Shimizu: Ich habe viel Zeit mit der Planung verbracht. Im Vorfeld existierten diverse Produktversionen, die teils stark vom aktuellen Format abwichen. Als wir erstmals mit 4K arbeiteten, verwendeten wir kein Gerät, sondern wollten uns komplett auf die Entwicklung des Unterbaus konzentrieren. Denken Sie an einen Vorgänger des VC-300HD, der in ein Rack montiert wird. Über dieses Konzept habe ich ziemlich lange nachgedacht.

Aus Marketing-Sicht: Welche Anwender soll das Produkt ansprechen?

Shimizu: HDR-Inhalte werden immer verbreiteter. 4K ist auf dem Weg. In erster Linie für Events ab einer bestimmten Größe. In diesem Bereich gibt es weltweit kein vergleichbares Produkt. Aktuell gibt es nur unser Produkt. Dementsprechend hoch ist die Nachfrage.

In der Event-Industrie dreht sich die technologische Fortschrittsspirale immer schneller. LED-Displays werden immer größer, auch die Helligkeit nimmt immer mehr zu. Die Entwicklung in den letzten Jahren ist beeindruckend.

Shimizu: Der größte Absatzmarkt für LED-Displays ist China. Gleichzeitig verbreitet sich die Technologie weltweit. Der Wettbewerb ist hart und die Kosten sinken immer weiter. Preiswerte LED-Displays werden in die ganze Welt exportiert. Selbst kleine Shopping-Malls verfügen heute über LED-Displays mit fünf Meter Durchmesser. In diesem Umfeld senkt auch die 4K-Technik kontinuierlich die Kosten. 4K ist nicht immer die perfekte Lösung, aber das Interesse an Video-Inhalten, die größer als HD sind, nimmt stetig zu.

Von den ersten Produkten bis zu 4K/HDR – bei Roland entwickelt sich das Video-Equipment fortlaufend weiter. Roland-Produkte werden entwickelt, um reale Probleme vor Ort zu lösen. Dieser Ansatz ist einzigartig und der Ausgangspunkt für das große Vertrauen unserer Anwender.

Auch wenn nicht alle Lösungen die Speerspitze des technisch Möglichen markieren, versprühen diese doch immer den Anspruch, voll auf der Höhe der Zeit zu sein.